Wer keine Tot- oder Fehlgeburt erlebt hat, kann sich nicht vorstellen, wie sich betroffene Eltern fühlen. Man kann sich nicht hineinversetzen und darum findet man auch keine Worte. Nichts zu sagen scheint passender, als das Falsche zu sagen. Doch genau das, ist das Falscheste, was man tun kann.
Ein wundervoller Podcast ist jetzt online auf SRF 1 – Ratgeber!
Das Thema scheint endlich gesehen und angesprochen zu werden.
Alles was dort besprochen wird, spricht mir direkt aus dem Herzen. Ich kann mich erinnern als ich unter Tränen zu meinem Mann sagte: „Ich verstehe das nicht, wieso sprechen sie nicht mit mir? Es ist mir egal was man zu mir sagt, lieber etwas falsches als gar nichts zu sagen, es ist viel schlimmer wenn sie einfach schweigen!!“.
Doch genau das tun die meisten. Sie schweigen, weil sie nicht wissen wie sie damit umgehen sollen.
Doch was soll man tun?
Umbedingt ansprechen. Man ist verletzt, man trauert und empfindet es als Desinteresse, wenn man nicht darüber sprechen darf bzw. angesprochen wird. Was man in diesem Moment eher nicht sagen sollte sind Sätze wie: „Ihr habt ja noch Zeit!“, „Du bist ja noch jung!“ oder Fragen wie: „Hast du vielleicht zu viel Stress gehabt?“. Dies erhöht die Schuldgefühle noch mehr. Ich kann vielleicht nicht für alle sprechen, aber die Schuldgefühle sind da. Man hat das Gefühl versagt zu haben und scheint nicht fähig zu sein ein Kind auf die Welt zu bringen. Lieber ein einfaches: „Wie geht es dir?“.
Trauer ist ein sehr individuelles Thema, jeder trauert anders und benimmt sich vielleicht auch total merkwürdig und ganz anders, als man diesen Menschen sonst kennt. Aber das ist normal.
Zusätzlich kommen bei der Frau die körperlichen Symptome dazu, sie hat einen Absacker aller Schwangerschaftshormone, die Brüste sind vielleicht noch immer geschwollen, je nach Schwangerschaftswoche ist sogar noch ein relativ grosser Bauch zu sehen und dennoch ist kein Kind da. All diese Faktoren wirken zusätzlich auf das Verhalten dieser Person ein.
Bietet euch an, denn der/die Trauernde wird nicht auf der Strasse herum laufen und rufen: „Wer will mich ablenken? Wer will mit mir sprechen?“. Das gibt’s bestimmt auch, aber aus meiner Erfahrung ist man eher gelähmt, kann sich nicht bewegen, schafft es vielleicht noch zur Arbeit zugehen und funktioniert im Alltag aber sobald man zu Hause ist, reicht die Energie nicht mehr weit.
Jede oder Jeder Betroffene reagiert anders. Ich vergleiche es immer gerne mit dem Schmerz einer Trennung, wenn die Liebe nur einseitig verloren ging. Es gibt Menschen, die trauern nach einer 3 monatigen Beziehung gleich lange wie ein anderer nach einer 8 jährigen Beziehung. Auch da kann man als Aussenstehender nicht beurteilen, ob jemand genug oder zu viel oder richtig oder falsch trauert, denn jeder trauert auf seine Weise.
Auch für die Beziehung des Paares, welches ein Kind verloren hat, kann diese Erfahrung schwierig sein. Denn auch dort wird meist nicht gleich getrauert und mit dem Schmerz anders umgegangen. Uns hat es geholfen einfach offen zu sein, für die Andersartigkeit des Partners. Mein Mann war sehr schnell wieder positiv gestimmt, wollte sich nicht zu sehr runterziehen lassen und hat seine Trauer eher mit positiven Gedanken verarbeitet. Für mich hingegen war seine Art sehr schwierig nach zu vollziehen, weil ich dachte es kümmert ihn gar nicht. Doch mit langen Gesprächen und viel Austausch haben wir gelernt, wie der andere tickt und versucht, so gut es ging, auf unsere Bedürfnisse einzugehen.
Ich verlinke euch hier den Podcast des SRF 1 – Ratgeber.
Auch könnt Ihr den Podcast auf Spotify hören.
Da der Podcast auf Schweizerdeutsch ist, habe ich versucht in meinem Blog – Beitrag das wichtigste zusammen zu fassen und mit meinen Erfahrungen zu ergänzen.
Auch spannend sind die erwähnten Seiten, wenn ihr selber betroffen seid und Hilfe sucht:
https://www.kindsverlust.ch/
https://verein-regenbogen.ch/
Alles Liebe,
Solvejg

Nachtrag:
Zu diesem Thema kam auch eine Fernsehsendung auf SRF1 „Puls“:
Tabu Kindstod – Betretenes Schweigen ist keine Hilfe
Photo by Juja Han on Unsplash
Quellen: erwähnt mit Link zur SRF 1 Seite